Stadtgeschichte
WIE WIR GRÜNE STADT AM MEER WURDEN
Am Anfang war in Wilhelmshaven: ganz viel Wasser. Ein Element, das unsere Geschichte bis heute prägt. Und auch in Zukunft über unser Schicksal bestimmen wird. Wir erzählen Ihnen die Geschichte einer Stadt, die schon immer eine strategisch entscheidende Rolle für eine ganze Nation gespielt hat. Lernen Sie die Identität von Wilhelmshaven kennen. Verstehen Sie, wieso wir die grüne Stadt am Meer sind. Und auch bleiben.
VON HEPPENS IN DIE WELT
Ganz viel grünes Marschland – und noch mehr Watt. Viel war nicht los am Jadebusen Mitte des 19. Jahrhunderts. Nur Heppens gab es schon. Ganze 400 Jahre lang. Heute unser größter Stadtteil, gehörte der kleine Ort manchmal zum Herrschaftsgebiet Jever, später zur Grafschaft Oldenburg. Klar, denn Wilhelmshaven gab es noch nicht. Das änderte sich am 17. Juni 1869, als die preußische Stadt Wilhelmshaven gegründet wurde – als Stützpunkt der preußischen Marine. Der Hafen? Musste erst gebaut werden. Aber das Wattenmeer und die saftigen Wiesen, die gab es schon.
Wenn die Geschichte dieser Stadt die eine oder andere Wendung genommen hätte, dann würde der JadeWeserPort, die Kaiser-Wilhelm-Brücke oder die NordseePassage nicht in Wilhelmshaven zu finden sein. Sondern in Zollern am Meer. Ein ganz bestimmter Kaiser hat aber sein Veto eingelegt.
Preußischer König. Und später der erste Deutsche Kaiser: Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen, auch bekannt als Kaiser Wilhelm I., ist Namensgeber der Stadt am Jadebusen. Und eben nicht, wie oft vermutet, Wilhelm II. Der, wie man heute weiß, mit seiner aggressiven Außenpolitik den 1. Weltkrieg begünstigte. Und die Geschichte dieser Stadt für immer veränderte.
Wir im Norden sind ein besonderes Volk. Das wusste auch Hafenbaudirektor Heinrich Wilhelm Goeker. Typisch plattdeutsch notierte er den Namen „Wilhelmshaven“ zum ersten Mal urkundlich – mit „V“. In der Hauptstadt war man irritiert – und korrigierte den vermeintlichen Rechtschreibfehler durch ein „F“: Wilhelmshafen. Eine lange Kette der Beschwerden, von Goeker in Gang gesetzt, endete schließlich bei Kaiser Wilhelm I. Und der entschied pro-niederdeutsch. Seitdem lassen wir unser „V“ auch nicht mehr los.
NORDSEEBAD AM WATTENMEER
Marine, Wettrüsten, Krieg und Matrosenaufstand. Ein dunkles Kapitel einer dunklen Zeit. Aber nicht nur das Land schüttelte sich nach dem 1. Weltkrieg. Auch das junge Wilhelmshaven erwachte mit der Weimarer Republik – und wuchs. Das Ende des Krieges läutete auch das vorläufige Ende der Marine ein. Und auf der Suche nach einer neuen Einnahmequelle entwickelte man am Jadebusen eine Idee. Eine grüne Idee: Wo heute die Südstrandpromenade Touristen und Einheimische gleichermaßen verzaubert, wurde vor über 100 Jahren das Nordseebad eröffnet. Jahr für Jahr lockte die frische Luft, das klare Wasser und schon damals der leckere Fisch über 10.000 Menschen in das neue Freizeit-Domizil. Und Wilhelmshaven gab sich einen Namen: die grüne Stadt am Meer.
Die Novemberrevolution veränderte ein ganzes Land – begann aber auf dem Wasser. Nachdem Matrosen sich zuerst in Kiel gegen das sinnlose Unterfangen Seeschlacht zur Wehr setzen, traten ihre Kollegen in Wilhelmshaven auch den Landgang an. Am 6. November 1918 war es voll auf den Straßen dieser Stadt. Das Ergebnis? Verbesserte Arbeitsbedingungen, demokratische Reformen und das Ende des Kaisers.
Im Zuge des Matrosenaufstandes versammelten sich am 10. November 1918 mehr als 100.000 Menschen in Wilhelmshaven. Und waren Zeugen eines, wenn auch ausgesprochen kurzen, historischen Momentes: Der Ausrufung der Sozialistischen Republik Oldenburg / Ostfriesland. Neben Aurich, Emden, Leer, Norden, Esens, Wittmund und Dornum hat sich auch das friesische Wilhelmshaven zur Gründung bekannt. Wenige Wochen später war die Republik aber wieder Geschichte. Und alle Beteiligten ab dann Bürgerinnen und Bürger der Weimarer Republik.
DER BEGINN EINER GRÜNEN ÄRA
Weltkriege und Wirtschaftskrisen: Wilhelmshaven hat sich aufgerappelt – immer wieder. Aber als 1958 hier der erste Rohöl-Tanker seine Ladung löscht, beginnt für die Stadt am Jadebusen eine neue Ära. Der Ölhafen wird innerhalb kürzester Zeit zum wichtigsten Mineralölimporthafen des noch jungen Deutschlands. Und das öffnet die Tore für eine ganze Industrie: Rund um die riesigen Wasserbecken entwickelt sich eine petrochemische Infrastruktur, die bis heute fester Bestandteil von uns ist. Grün im Sinne der Umwelt war das zwar nicht. Aber wichtig. Um die Menschen in dieser Stadt mit Arbeit zu versorgen. Und das Land mit Energie.
Und jetzt? Überall dort, wo in Wilhelmshaven bisher fossile Energieträger ankamen, verarbeitet und transportiert wurden, fließt bald grüne Energie. Über 30, zum Teil führende, Unternehmen aus dem Energiesektor haben sich zum ENERGY HUB in Wilhelmshaven zusammengeschlossen. Und treiben die Transformation einer ganzen Nation voran. Mit Brückentechnologien. Und klaren, klimafreundlichen Visionen für die Zukunft. Sie setzen die grüne Tradition unserer Stadt fort – im allerbesten Sinne.